Hochwasserlage in Meckenbeuren führt zu Großeinsatz: Öffentliche Gebäude in Kehlen stark in Mitleidenschaft gezogen


Entwicklung und Verlauf der Hochwasserlage

Feuerwehr, Verwaltung und Wasserversorgung waren bereits die ganze Woche über sensibilisiert und trafen Vorbereitungen. Der Leiter des Bauhofs war seit der Nacht von Donnerstag auf Freitag mit Kontrollfahrten im Einsatz und alarmierte am frühen Morgen seine Kollegen, als klar wurde, dass die Hochwassergefahr sich konkretisierte. Im Laufe des Freitags stieg der Pegel der Schussen kontinuierlich an. Am Freitagnachmittag wurde die Lage ernst. Der Bauhof stellte Sandsäcke bereit und die Feuerwehr rückte zu ersten Einsätzen in Brochenzell aus. Betroffen waren hier vor allem die Vogelsiedlung und der Bereich um die Humpishalle. Parallel dazu spitzte sich auch die Lage in Kehlen zu. Im Laufe des Einsatzes wurde die Feuerwehr von zusätzlichen Kräften aus dem Bodenseekreis, insbesondere aus Tettnang, und durch das Technische Hilfswerk (THW) unterstützt.

Seit Freitagnachmittag telefonierte der Krisenstab im zwei-Stunden-Takt. Ab dem Abend rief Bürgermeisterin Elisabeth Kugel die Besprechungen stündlich ein, um sich zur Lage mit allen beteiligten Führungskräften auszutauschen und die notwendigen Schritte zu koordinieren. Am späten Abend war, wie sich am nächsten Morgen herausstellte, unerwartet der Kohlbach auf einer Strecke von etwa 20 Metern in der Nähe der Mündung über die Ufer getreten und flutete allmählich die Sportplätze, das Untergeschoss des Vereinsheims vom SV Kehlen und den Parkplatz hinter der Karl-Brugger-Halle. Ein Gegensteuern war an dieser Stelle nicht möglich, da das gesamte Gelände durchweicht war und nicht mit schwerem Gerät befahren werden konnte. Zudem erlaubte der hohe Wasserstand der Schussen den Aufenthalt auf und hinter dem Damm nicht mehr, da dort Lebensgefahr bestand. Folglich konzentrierten sich die Einsatzkräfte in diesem Bereich auf die Abdichtung der Gebäude mit Sandsäcken und die kontrollierte Beobachtung der Lage.

Zwischen 1:00 uns 2:00 Uhr nachts flutete das Wasser die Untergeschosse der Karl-Brugger-Halle und der Wilhelm-Schussen Schule. Die Wasserstände erreichten dort bis zum Morgen eine Höhe von bis zu 1,20 Metern. Am Freitagabend hatten die haupt- und ehrenamtlichen Helfer die wichtigsten Einrichtungsgegenstände in Sicherheit gebracht. Dennoch steht fest, dass das Einbau-Mobiliar in den betroffenen Räumen, die Bodenbeläge und Wände erneuert werden müssen und umfassende Sanierungsarbeiten anstehen.

Betrieb der Wilhelm-Schussen Schule ab Montag im Dorfgemeinschaftshaus

Die Notbetreuung der Wilhelm-Schussen Schule wird am kommenden Montag, 1. Februar, bis vorerst 19. Februar auf das Dorfgemeinschaftshaus in Kehlen ausweichen. Die dafür notwendige Ausstattung ist dort vorhanden oder wird im Laufe des Sonntags mit Hilfe der Feuerwehr in das Gebäude gebracht. Weitere Informationen dazu stellen Gemeinde und Schule auf ihren Webseiten bereit. Die Schule informiert parallel die Eltern der betroffenen 35 Kinder per E-Mail. Inwieweit ab dem 22. Februar der reguläre Betrieb im Schulgebäude wieder aufgenommen werden kann (sofern die Pandemielage dies zulässt), wird derzeit geprüft.

Gemeindeverwaltung und Schulleitung bitten alle Eltern und Kinder für diese kurzfristige Improvisation um Solidarität und Verständnis.

Sandsäcke-Produktion und -Ausgabe im Bauhof

Insgesamt stellten die Mitarbeiter des Bauhofs 3.500 Sandsäcke (etwa 80 Tonnen Sand) bereit, die von Anwohnern und der Feuerwehr genutzt wurden. Dafür waren die 14 Mitarbeiter seit Freitagmorgen bis Samstagmittag rund um die Uhr im Einsatz. Außerdem stellten sie Schilder bei überfluteten Straßen auf und unterstützen die Einsatzkräfte der Feuerwehr und des THW. Bauhofleiter Günter Senf berichtete, dass er dieses Ausmaß an Überflutung in seiner 30-jährigen Dienstzeit noch nie erlebt habe. Er lobte sein eingespieltes Bauhof-Team als „super Truppe“, das – zuerst durch den Schnee, dann durch das Hochwasser – seit vier Wochen im Dauereinsatz sei. Besonders bedankte er sich bei der Firma Thomas Blaser aus Liebenau für die nächtlichen Lieferungen von trockenem Sand.

Zahlreiche Kräfte im Einsatz

Auch die Bürgermeisterin war bis zur Entwarnung nach Mitternacht vor Ort und unterstützte die Einsatzkräfte. Bei diesem Hochwasser-Ausmaß waren regelmäßige und enge Absprachen essenziell. Sie dankte Einsatzleiter und Gesamtkommandant Stefan Amann und seinem Stellvertreter Christoph Schneider sowie allen  Feuerwehrleuten, den Kreisbrandmeistern Peter Schörkhuber und Michael Fischer, der Polizei, dem THW unter der Leitung von Matthias Gruber, der Feuerwehr Tettnang, den Mitarbeitern des Bauhofs, allen Vereinsvorständen, Rektorin Andrea Rist, Kämmerer Simon Vallaster, Ortsbaumeister Axel Beutner sowie Karin Lerner vom Bürgeramt für ihren außergewöhnlichen Einsatz und die gute Zusammenarbeit. „Alle haben mit beeindruckendem Fachwissen und maximalem Engagement ihren Teil zur Bewältigung der Hochwasserlage beigetragen. Das zeichnet unsere Gemeinde aus“, freute sie sich.

Am Samstagmittag wurde bei einer Ortsbegehung mit Fachkräften vom Regierungspräsidium und Landratsamt eine erste Einschätzung und Begutachtung der Hochwasserlage, des Zustands vom Schussendamm und des Schutzkonzepts der Gemeinde vorgenommen.

Finanzielle Auswirkungen des Hochwassers

Die Folgen des Hochwassers lassen sich aktuell nur abschätzen. Zahlreiche Privatgrundstücke in der Vogelsiedlung, der Humpisstraße, im Bereich der Sammletshoferstraße und Schussenstraße haben Schäden durch eindringendes Wasser in Kellergeschossen und Gartenüberflutungen erlitten. Der wirtschaftliche Schaden der öffentlichen Gebäude in Kehlen muss durch einen Versicherungssachverständigen begutachtet und beziffert werden. Zunächst muss aber der Wasserpegel der Schussen unter 2,50 Meter sinken, damit die Feuerwehr die Räumlichkeiten auspumpen kann. Die Sachverständigenprüfung ist daher frühestens ab Mitte der kommenden Woche möglich.

Über 80 Einsätze der Feuerwehr

Die Freiwillige Feuerwehr Meckenbeuren verzeichnete bis Samstagmittag etwa 80 Einsätze von der gesamten Mannschaft, sowie des THW, des DRK und der Polizei. Zum Einsatzgeschehen veröffentlichte die Feuerwehr eine Pressemitteilung, die hier abrufbar ist: http://www.ffw-meckenbeuren.de/.


Die Pressemitteilung können Sie als pdf hier herunterladen.