Zwischen dem 31. Mai und dem 5. Juni wurde Meckenbeuren von einer Hochwasserkatastrophe mit einem bis dahin nicht gekannten Ausmaß heimgesucht. Mit einem Höchststand von 4,87 Meter flutete die sonst etwa 45 Zentimeter tiefe Schussen mehrere Ortsteile.
Gesamtschäden in Millionenhöhe

Der Gesamtschaden wird aktuell auf rund 2,2 Mio. Euro geschätzt. Die Gemeinde hat Hochwasserhilfen beim Land Baden-Württemberg beantragt und 444.891,42 Euro bewilligt erhalten. Die Differenz zwischen der Schadenshöhe und den Hochwasserhilfen des Landes Baden-Württemberg trägt zu einem großen Teil voraussichtlich die Versicherung.
Enorme Hilfsbereitschaft und Spendensumme

Rund 133.000 Euro Spendengelder wurden der Gemeinde Meckenbeuren für die Betroffenen des Hochwassers im letzten Jahr zur Verfügung gestellt. Die Gemeinde dankt noch einmal allen sehr für die unzähligen Hilfs- und Spendenangebote. Die ersten rund 40.000 Euro wurden Ende 2024 an 30 Antragsteller verteilt. Die zweite und letzte Tranche in Höhe von insgesamt rund 93.000 Euro wurde im ersten Quartal an 69 Hochwasser-Betroffene ausgezahlt. Der Hochwasserspendentopf wurde zum 15. Februar 2025 geschlossen.
In allen betroffenen Ortsteilen der Gemeinde Meckenbeuren mussten private wie kommunale Gebäude sowie Vereinsliegenschaften umfassend und mit viel persönlichem Einsatz saniert werden.
Rückkehr zur Normalität in Kehlen
Erst vor kurzem - im Mai 2025 - sind einige der letzten Bewohner zurück in ihre instandgesetzten Wohnungen in Kehlen gezogen.
Prävention und Technik-Ausbau

Der Gemeinderat hat umfangreiche Änderungen an den gemeindeeigenen Pumpwerken beschlossen. Außerdem werden erstmals Kanaldeckel eingesetzt, die sich bei Hochwasser selbst verschließen, so dass weniger Regenwasser in die Schmutzwasserkanäle eindringen soll. Das Regionalwerk hat teilweise Stromverteiler hochgesetzt oder diese besser vor Hochwasser geschützt.
Auch die Feuerwehr hat ihre Ausstattung den aktuellen Erfordernissen angepasst, unter anderem ein Notstromaggregat erworben, zahlreiche weitere Ausrüstung nach umfangreichen Spenden austauschen oder erneuern können und kürzlich auch ein vom Landkreis finanziertes sogenanntes Hochwassermodul in Empfang genommen.
Zukunftssichere Schulnutzung

Die Reparaturarbeiten im Ortsteil Kehlen sind noch nicht abgeschlossen. Ein Jahr nach dem höchsten Schussenpegel werden Schülerinnen und Schüler im Mai 2025 wieder die Mensa im Dorfgemeinschaftshaus nutzen können. Gerade ist der Boden aus Hirnholzparkett in dem denkmalgeschützten Gebäude fertig geworden. Er war durch die Wassermassen komplett aufgequollen und musste für 104.000 Euro erneuert werden. Auch das Untergeschoss der Schule wird Anfang Juni wieder nutzbar sein. Die Schulbücherei soll hochwassersicher im ersten Stock untergebracht werden. Das wichtigste: Es gibt endlich wieder Toiletten im Schulgebäude. Ein Jahr lang haben die Kinder einen WC-Wagen auf dem Schulhof benutzen müssen.

In der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 14. Mai hat sich der Gemeinderat der Gemeinde Meckenbeuren mit den Folgen der Hochwasserkatastrophe des Jahres 2024 für öffentliche Gebäude im Ortsteil Kehlen beschäftigt und wesentliche Weichen gestellt.

Um die gesetzlichen Anforderungen für die Ganztagesbetreuung von Schülerinnen und Schülern zu erfüllen, wird das Untergeschoss der Grundschule Kehlen im Zuge der Hochwasser-Renovierungsarbeiten so umgebaut, dass es vormittags für schulische Bedürfnisse bereitsteht, mittags als Mensa mit Küche genutzt wird und nachmittags für Zwecke der Schulbetreuung. Damit werden Räume im Dorfgemeinschaftshaus frei, die wiederum den Vereinen zugutekommen könnten, die ihre Lager- und Aufenthaltsmöglichkeiten im Untergeschoss der Karl-Brugger-Halle verloren haben. Denn allen ist klar, dass mit zunehmenden Wetterextremen als Folgen des Klimawandels gerechnet werden muss und das Untergeschoss der Halle nur rudimentär und kostenbewusst in Ordnung gebracht werden kann. Liebgewonnene Freizeiteinrichtungen wie Kegelbahn, Vereinsdomizil oder Kellerbar werden nicht oder nur spartanisch wiederaufgebaut.
Außerdem investiert die Gemeinde in feste oder mobile Lösungen des Hochwasserschutzes. So sollen das Dorfgemeinschaftshaus und die Schule besser geschützt sein. Unter anderem wird der Bau einer Hochwasserschutzmauer erfolgen. Fenster, Türen und andere Außenwandöffnungen der Karl-Brugger-Halle werden aufwendig abgedichtet.
Prüfung einer Schulverlagerung
Doch selbst, wenn künftig einige verbesserte Maßnahmen die Schule vor Hochwassereintritt von außen schützen, hat das vergangene Hochwasser gezeigt, dass die alte Gebäudesubstanz nicht komplett abzudichten ist, so die Fachleute. Die Kosten und personellen Ressourcen für die wiederholte Wiederherstellung der Schule wären auch in Zukunft enorm. Zudem stellt die Überbrückungszeit bis zur Wiederherstellung eine große Belastung für Lehrer, Schüler, Eltern und Betreuungspersonal dar. Deshalb wird die Verlagerung des Grundschulstandortes Kehlen geprüft.
Georg Schellinger betonte beim Presserundgang am 22. Mai, wie wichtig die Wilhelm-Schussen Grundschule für die ehemalige Ortschaft Kehlen sei - weit mehr ist als nur ein Ort des Lernens. Sie sei ein Bestandteil des sozialen und kulturellen Gefüges. Sie stifte Heimatgefühl und trage dazu bei, dass sich Kinder von Anfang an als Teil ihrer Gemeinde erleben. Darüber hinaus sei die Schule eng mit den örtlichen Strukturen verwoben. Diese Nähe schaffe wertvolle Synergien. Deswegen müsse das Augenmerk auf eine sinnvolle und identitätsstiftenden Nachnutzung des Schulstandortes gelegt werden. Weil die Überlegungen zur Verlagerung des Schulstandortes viele Menschen betreffen, wird die Bürgerschaft umfassend informiert und in die Diskussion eingebunden.
Schulung der Bevölkerung

„Als hochwassererfahrene Gemeinde wissen wir um die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen“, betonte Bürgermeister Schellinger während des Presserundgangs. So wurde in Zusammenarbeit mit der und dem Wasserwirtschaftsverband (WBW) Baden-Württemberg e. V. und der Freiwilligen Feuerwehr bereits im vergangenen Sommer begonnen, die Bevölkerung noch besser in der Handhabung von Sandsäcken, der Abdichtung von Kellerfenstern und weiteren Maßnahmen zum individuellen Hochwasserschutz zu schulen. Gemeinsam mit der Volkshochschule wird voraussichtlich im Herbst 2025 ein Präventionskurs für alle Bürgerinnen und Bürger angeboten.
Hochwasserschutz ist ein interkommunales Thema

Mit der Schussenkonferenz, die erstmalig im Januar 2025 stattfand, wurde von der Gemeinde Meckenbeuren ein Format initiiert, um mit den Anliegern der Schussen die Kooperation in Sachen Hochwasserschutz zu suchen. „Technischer Hochwasserschutz kommt an seine Grenzen. Nachhaltige Maßnahmen, die Unterlieger der Schussen wie uns besser vor Überschwemmungen schützen, lassen sich nur gemeinsam entwickeln“, so Georg Schellinger. Deshalb haben Regierungspräsident Klaus Tappeser, Bürgermeister Georg Schellinger, Thomas Lötsch, Landratsamt Ravensburg, Irmtraud Schuster, Landratsamt Bodenseekreis, Oberbürgermeister Clemens Moll sowie den Bürgermeistern Dirk Bastin, Oliver Spieß, Günter A. Binder und Arman Aigner zu Jahresanfang die sogenannte Meckenbeurer Erklärung zu interkommunaler Zusammenarbeit unterzeichnet und befinden sich im fortgesetzten Austausch.

Info
Schwere Hochwasserkatastrophe im Juni 2024
Zahlreiche ehrenamtliche Helfer räumten kommunale wie private Gebäude und Hallen aus, um Inventar und Eigentum vor dem eindringenden Wasser in Sicherheit zu bringen. In den schussennahen Straßen stand das Wasser zum Teil 40 bis 50 Zentimeter hoch. Viele Politikerinnen und Politiker, unter ihnen der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, Innenminister Thomas Strobel, Regierungspräsident Klaus Tappeser, Landrat Luca-Wilhelm Prayon und der Erste Landesbeamter Christoph Keckeisen machten sich vor Ort oder im Nachgang ein Bild von der Lage.
Großartige Einsatzleistung
Auf etwa 6.000 Einsatzstunden kam in diesen Tagen allein die örtliche Feuerwehr zusammen mit der DLRG. Lagen die Einsatzkosten der Meckenbeurer Einsatzkräfte beim Hochwasser 2021 bei rd. 42.000 Euro, schlug das Hochwasser 2024 mit rund 250.000 Euro zu Buche
Das THW erwies sich als starker Partner in der Not. Dank des unermüdlichen Einsatzes der vielköpfigen Blaulichtfamilie hat die Gemeinde Meckenbeuren die Hochwassertage glimpflich überstanden. Mit einem Fest am Feuerwehrhaus Kehlen wurde am 22. September allen Mithelfenden gedankt.
Das Hochwasserereignis hat bis heute gravierende Auswirkungen auf die Nutzung mehrerer kommunaler Liegenschaften und führte zu Schäden in Millionenhöhe.

Bildunterschrift
Kehlens soziale Ortsmitte wird von Schule, Dorfgemeinschaftshaus und Halle geprägt. Deshalb wurden alle drei Gebäude nach dem verheerenden Hochwasser so herstellt, dass sie ein Jahr nach dem Hochwasser wieder genutzt werden können. Für die Zukunft wird eine Verlagerung des Schulstandortes geprüft.
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