Auf der Friedenstreppe auf einander zugehen lernen

Im Mittelpunkt stand Respekt 

Über hundert Kinder gehen in die Eugen-Bolz Schule. Meistens kommen sie gut miteinander aus. Aber manchmal können kleine Meinungsunterschiede einen großen Streit auslösen. Wie Grundschüler das verhindern können und sich in die Position des Gegenübers hineinversetzen, war Thema des „Wir-Tages“ Ende März. Alle Klassen der Eugen-Bolz Schule nahmen an dem Projekt für gewalfreie Kommunikation teil.

Ein Theaterstück bildetete am Morgen den Auftakt in der Aula. Lehrkraft Simone Wolff und Manuela Mayer von der Schulsozialarbeit führten vor, was passiert, wenn Respekt im Umgang miteiander fehlt. Natürlich war den Schülerinnen und Schülern gleich aufgefallen, was die zwei Protagonistinnen desTheaterstücks anders hätten machen können. Aber wie gelingt das, wenn man selbst bestroffen ist und Ärger oder Wut überhand nehmen? Das wurde einen ganzen Vormittag lang in kleineren Gruppen unter die Lupe genommen.

„Soziales Miteinander gelingt nicht einfach so“, weiß Mayer aus ihrem täglichen Kontakt mit den Kindern. Deshalb haben die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Schulentwicklung Soziales Lernen“ zusammen mit Lehrerkollegium und den Heranwachsenden darüber nachgedacht. „Verständnis und Respekt sind die Grundlagen für ein gutes Schulklima“, ist die Erfahrung von Schulsozialarbeiterin Manuela Mayer. „Also haben wir ein Schulkonzept entwickelt, das auf die friedliche Lösung von Streit setzt.“ Kerngedanken sind sich bei Mitschülern zu bedanken, zu loben, rechtzeitig Stoppsignale zu senden oder sich zu entschuldigen. Unverzichtbar sind dabei auch die Eltern, die zu Hause darauf achten können, dass Meinungsunterschiede nicht in der „Wolfssprache“ geklärt werden.


An unterschiedlichen Stationen wurde mit einander im Spaß gerungen, Filme geschaut, gespielt und gebastelt. Anschaulich wurde, wie Konflikte sich hochschaukeln – und ausprobiert, wie Kinder (und Erwachsene) mit Augenmaß, Herz, konkret geäußerten Erwartungen und Wünschen sich Stufe für Stufe auf einander zubewegen können. Und als die Akteurinnen des Theaterstücks am Ende des Tages noch einmal auf einander trafen, fanden Schauspieler und Kinder gemeinsam ein harmonischeres Ende.


Zum Schluss erhielten die Schülerinnen und Schüler der Brochenzeller Grundschule eine Friedenstreppe. Sie steht nun im Schulhaus und erinnert mit den Symbolen – Auge, Herz, Stern, Hand und Fernrohr – an die Erkenntnisse des Projekttages. „Wir haben die Treppe nach unserem Wir-Tag gleich ein paar Mal ausprobieren können. Für alle akzeptable Lösungen lassen sich schneller erreichen, wenn jeder die Perspektive des anderen im Blick behält,“ berichtet Mayer. Ein großes Dankeschön geht an Gerhard Klein, der diese Treppe gebaut und gespendet hat.

Wenn Kinder ausgeglichen mit miteinander umgehen, bleibt Raum für mehr Schulerfolg – und dafür, den Schulalltag demokratisch mitzugestalten. Denn nicht nur untereinander, sondern im Klassen- oder im Schülerrat und in der der Schülerversammlung helfen die Deeskalationstechniken. Ein faires Miteinander braucht es schließlich auch bei den Gemeindedetektiven oder später im Jugendrat. Die Friedenstreppe ist dafür eine solide Basis.





Die Stufen der Friedenstreppe

  • 1. Stufe (Auge): Was habe ich beobachtet?
  • 2. Stufe (Herz): Wie habe ich mich dabei gefühlt?
  • 3. Stufe (Stern): Was hätte ich von meinem Gegenüber gewünscht / gebraucht?
  • 4. Stufe (Hände): Was brauchen wir, um uns zu versöhnen?
  • 5. Stufe (Fernrohr): Wie wollen wir in Zukunft miteinander umgehen?